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Rückblick voller Dankbarkeit
30 Jahre Umweltarbeit in Neu-Buckow
Als beim Festgottesdienst zum 60-jährigen Jubiläum der Reichtum an Gruppen, die das Gemeindeleben prägen, aufleuchten konnte, beschlich mich ein Gefühl großer Dankbarkeit, Teil dieser Gemeinde zu sein. Einer Gemeinde, die sich immer mehr geöffnet hat, Verantwortung zu übernehmen für die drängenden Fragen nach einer Lebensweise, die unsere gefährdete Mitwelt im Blick hat.
Auf diesem langen Weg habe ich viel gelernt, vor Allem, dass es langen Atem braucht und respektvollen Umgang mit Menschen, die die Dinge anders sehen. Und dass es Verbündete braucht.
Ein Grundstein für die Auseinandersetzung mit dem Thema „Bewahrung der Schöpfung“ wurde von Pfarrer Reinhart Kraft vor ziemlich genau 30 Jahren mit seiner Umweltgruppe gelegt. Greifbare Früchte dieser Arbeit funktionieren noch heute:
⦁ die Lärmschutzwand am Gelände der Kita als Ergebnis der Lärm- und Feinstaubmessungen auf Kindernasenhöhe an der damals schon sehr befahrenen Kreuzung
⦁ und die Fotovoltaikanlage auf dem Dach des Gemeindehauses, die uns heute, nach Ablauf der geförderten Einspeisung des Stroms in das Netz, etwa 1/3 des Bedarfs an Elektroenergie im Gemeindehaus produziert.
⦁ Auch erinnere ich mich gut an den wöchentlichen Marktstand mit Biogemüse aus Teltow und Biobrot – erstes Lernen über Lebensmittel, die gut für uns und die Erde sind.
2002 nach meinen eindrücklichen Erfahrungen des gewaltfreien Widerstands anlässlich der Castortransporte im Wendland gelang es mir, an die Umweltgruppe „im Ruhestand“ anzuknüpfen. Veränderungen im Gemeindealltag stießen jedoch meistens auf viel Widerstand: Eine Umstellung des Gemeindebriefs auf Recyclingpapier hätte die Redaktionsgruppe unglücklich gemacht und an eine Umstellung des Speisezettels für die Kinder der Kita war nicht zu denken. Das Festhalten am Gewohnten, am vermeintlich Schöneren und eine generelle Skepsis gegenüber ökologischen Erkenntnissen und Konsequenzen hatten die Oberhand. Die Zeit war noch nicht reif.
Als wir ab 2009 mit Pfarrer Wurst im Bunde die Idee des Umweltmanagements „Grüner Hahn“ verfolgten, kam es zu einer Wende. Es gelang, den GKR davon zu überzeugen, dass es mit Hilfe dieses Instruments zu schaffen wäre, was die Landessynode der EKBO im Jahr 2008 von den Gemeinden forderte: bis 2015 die CO2-Emissionen um 25% zu reduzieren. Ich weiß noch wie ungeheuerlich mir dieses Ziel damals erschien.
Von nun an wurden alle Vorschläge zur Reduktion des Energieverbrauchs in der Gemeindeleitung diskutiert. Mit den regelmäßigen Ablesungen aller Verbräuche gab es eine gute Grundlage für anstehende Entscheidungen. Inzwischen wird das Umweltteam sogar um Rat gefragt, z.B. wenn es um die Wahl des Gaslieferanten oder die Reduzierung auf wenige Reinigungsmittel geht. Und wie durch ein kleines Wunder wuchs uns vor 2 Jahren nach dem Ausscheiden von Hubert Busch, unserem langjährigen Umweltmanagmentbeauftragten von 2010 an, neue Kraft zu durch gleich 4 hochmotivierte Mitstreiterinnen und Mitstreiter!
Auf dem kleinen Adventsmarkt am 1.Dezember werden wir das, was wir durch die Arbeit mit dem Grünen Hahn vermeiden konnten an klimaschädlichem CO2, sichtbar machen. Vielleicht wirkt das beflügelnd und lang gehegte Absichten von einzelnen Gemeindemitgliedern werden zu Hause auch in die Tat umgesetzt? Und die Idee, mittelfristig auch das Dach der Kita für Sonnenstrom zu nutzen, bekommt Wind unter die Flügel? Denn das viele Wissen um die Gefahren des „Weiterso“, verlangt nach greifbaren Handlungen – Resignation und Ohnmacht schaden auch der Seele!
Für das Umweltteam: Margrit Schmidt
Der Grüne Hahn - Was haben wir im Jahr 2021 erreicht?
Auch das Jahr 2021 war wegen der Covid-19-Pandemie wiederum ein außergewöhnliches Jahr, auch für uns im Umweltteam „Grüner Hahn“. Nur die Hälfte der Treffen konnten wir „im Angesicht“ abhalten, für die übrigen mussten wir auf Videokonferenzen ausweichen. Auch einige Themen konnten wir nicht bearbeiten, da die Kirchenräume nur eingeschränkt zugänglich waren und viele Gemeindegruppen inaktiv waren. Wir haben weiterhin, gemeinsam mit dem Kirchwart, die Messungen der einzelnen Zähler für Wärme und Strom durchgeführt.
Heizungsanlage:
Die neue Heizungsanlage wurde im September 2017 in Betrieb genommen, seitdem wird zum Betrieb das umweltfreundlichere Erdgas anstelle Erdöl verwendet. Witterungsbereinigt wurden im Jahr 2021 257,76 MWh Wärme für die gesamte Gemeinde einschließlich Kita abgenommen, dies sind (witterungsbereinigt) 12 % mehr als im Jahr 2020. Hier machte sich bemerkbar, dass wieder mehr Veranstaltungen in den Räumen stattfinden konnten, allerdings mit erhöhten Lüftungsanforderungen speziell für die Kirche, dadurch war auch eine höhere Heizleistung erforderlich. Im Jahr 2021 produzierten wir für die Erzeugung der Wärme trotz des höheren Erdgasverbrauches mit 55,8 t CO2 etwa eben soviel wie im Vorjahr, da wir Erdgas mit einem Anteil von 10 % Biogas bezogen.
Interessant ist die Einsparung durch den Einsatz der Wärmepumpe: Würden wir die benötigte Wärmemenge nur mit dem Gaskessel produzieren, würden wir dafür zusätzlich ca. 60 MWh Erdgas zu Kosten von etwa 3.000 € benötigen und die zusätzliche CO2-Emission läge bei 13 t.
Stromverbrauch:
Der Stromverbrauch ist in der Gemeinde gegenüber dem Vorjahr nicht verändert. In der Kita ist der Stromverbrauch gering um 2,4 % gegenüber dem Verbrauch im Vorjahr gesunken.
Photovoltaikanlage:
Unsere PV-Anlage lieferte 2021 mit 2.219 kWh nur etwa halb soviel Strom wie im Vorjahr, da bereits im Juni die Arbeiten zur Umrüstung auf Eigenverbrauch (vgl. "Die Sonne lässt jetzt unsere Glocken läuten" im Kirchenzettel Jul.-Sep. 21) begannen und damit die Anlage außer Betrieb genommen wurde. Nach langer Wartezeit, verursacht durch die Verschleppung des Einbaus eines neuen Stromzählers, wurde erst Ende November die Anlage wieder in Betrieb genommen. Selbst bei dem trüben Wetter im Dezember und Januar konnte unsere Anlage bereits 123 kWh erzeugen, von denen unsere Gemeinde 117 kWh selbst verbrauchte, die wir daher nicht zukaufen mussten.
Unsere CO2-Bilanz:
Im Jahr 2021 konnten wir unserer CO2-Emission durch Strom- und Wärmeverbrauch nicht weiter reduzieren. Die eigentlich höhere
Emission, verursacht durch den höheren Wärmebedarf, wurde kompensiert durch den Bezug von Erdgas mit einem Bio-Anteil von 10%:
Weitere Aktionen:
Den Austausch von stromfressenden Leuchtstoffröhren und sogar Strahlern durch LEDs werden wir fortsetzen, allerdings sind dies Arbeiten, die von einem ausgewiesenen Elektriker durchgeführt werden müssen. Bei Räumen, die grundrenoviert werden, kommen ausschließlich geeignete LED-Konzepte zum Einsatz. Des weiteren haben wir geprüft, ob die vielen kleinen Kartons, die uns von der
Umweltdruckerei für die Verteilung der Kirchenzettel zugestellt werden, aus Gründen der Materialersparnis gefaltet zur weiteren Verwendung wieder zurück geschickt werden können. Dies wurde wegen der automatischen Verpackung verneint. Wer solche Kartons verwenden kann, melde sich bitte. Wir wissen ja längst, dass die technischen Maßnahmen beim Klimaschutz immer nur ein Teil der Lösung sein können. Ein nicht unerheblicher anderer ist, ob wir es schaffen, in unserem täglichen Leben aus dem Jagen nach "immer mehr" Genuss aus zu steigen und Genügsamkeit als Gewinn an Zufriedenheit und Gelassenheit entdecken. Dem Ungenügenheitsdruck Dankbarkeit entgegensetzen für das geschenkte Leben, nach dem Motto der Fastenaktionen für Klimaschutz und Klimagerechtigkeit: "Soviel du brauchst" - dieser Aufgabe müssen wir uns stellen auf dem Weg zum notwendigen tiefgreifenden Wandel.
Für das Umweltteam: Hubert Busch, Margrit Schmidt
Die Umweltleitlinien
Der Gemeindekirchenrat der Evangelischen Kirchengemeinde Berlin-Neu-Buckow verabschiedete am 16.05.2011 folgende Umweltleitlinien:
Präambel
Der biblische Auftrag, die Erde zu bebauen und zu bewahren (1.Mose 2,15) ruft uns in eine Grundhaltung des Respekts vor der Schöpfung und zum verantwortlichen Handeln.
Das Gebot der Nächstenliebe (Mk.12, 31) schließt auch die Sorge für eine lebensfreundliche Umwelt für den Nächsten ein – auch in Bezug auf Menschen in anderen Teilen der Erde und in Bezug auf künftige Generationen.
Angesichts der durch Menschen verursachten voranschreitenden Bedrohung und Zerstörung der Umwelt sehen wir uns dringlich zum Reden und Handeln herausgefordert.
Kirchengemeinde als Chance
Unsere Kirche, unser Gemeindehaus, unsere Kindertagestätten, das ganze Grundstück auch mit seinen freien Flächen sind Lebensräume, für die wir als Gemeinde unmittelbar verantwortlich sind und in denen wir Entscheidungs- und Gestaltungsmöglichkeiten haben.
In der Gemeinde können wir exemplarisch so handeln, dass davon Impulse ausgehen in die unmittelbare kommunale Umgebung, in die Öffentlichkeit und in den eigenen privaten Bereich. So werden Menschen sensibilisiert, den eigenen Lebensstil zu überdenken, und entdecken die Chancen einer nachhaltigen Lebensweise.
Ressourcen schonen
Wir verschaffen uns Klarheit über den Umfang unseres Verbrauchs und suchen nach Möglichkeiten, Energie, Wasser und andere Ressourcen im Gemeindealltag einzusparen.
Bei der Wahl der Bezugsquellen berücksichtigen wir Kriterien der Umweltverträglichkeit. Vorhandene Technik wird überprüft und gegebenenfalls durch energieeffizientere ersetzt.
Die durch unsere Mobilität bedingten Umweltbelastungen werden auf ein Mindestmaß reduziert.
Lebensmittel und Verbrauchsmittel
Der Einkauf der Lebensmittel geschieht nach ökologischen und sozialgerechten Gesichtspunkten (fair trade). Wir bevorzugen regional-saisonale Lebensmittel aus biologischem Anbau.
Verbrauchsmaterial wird sparsam verwendet und nach Möglichkeit in den Materialkreislauf zurückgeführt. Beim Einkauf wird recyceltes Material bevorzugt.
Wir bemühen uns um Müllvermeidung und Mülltrennung.
Gebäude und Instandhaltung
Bei Reinigung und Renovierung achten wir auf Verwendung umweltfreundlicher Materialien. Bauliche Veränderungen finden unter Beachtung der energetischen Zusammenhänge statt.
Die zu verwendenden Baustoffe werden nach ökologischen Kriterien ausgewählt. Bei der Auftragsvergabe an Firmen wird nach einem EMAS-Zertifikat gefragt.
Lebensraum für Pflanzen und Tiere
Das gesamte Grundstück der Kirchengemeinde auch mit seinen Freiflächen ist Lebensraum für verschiedene Pflanzen- und Tierarten. Wir fördern und erhalten eine ortsentsprechende Artenvielfalt.
Verkündigung, Bildung, Information
In unserer Gemeinde feiern wir die Freude und die Dankbarkeit über das Geschenk des Lebens in einer lebensfreundlichen Umwelt.
In Gottesdiensten, in Gemeindekreisen und Gruppen, im Unterricht, im Gemeindekirchenrat, in der Mitarbeiterversammlung und auf Gemeindeversammlungen wird das Anliegen der „Bewahrung der Schöpfung“ thematisiert.
Über den Stand der Umsetzung unserer Ziele wird regelmäßig informiert.
In unseren Kindertagesstätten ist die „Bewahrung der Schöpfung“ Thema in der Arbeit mit Kindern und Eltern. Die pädagogische Vorbildwirkung prägt den Kita-Alltag.
Wir suchen die Diskussion und den Erfahrungsaustausch innerhalb der Gemeinde und darüber hinaus.
Verbindlichkeit
Wir belegen unsere Verbrauchszahlen ab 2005 fortlaufend und dokumentieren unsere einzelnen Schritte.
Wir verpflichten uns, die Umweltgesetze einzuhalten. Wir streben das Umweltzertifikat „Grüner Hahn“ an und lassen uns von einem externen Gutachter überprüfen.
Auch über die Zertifizierung hinaus halten wir an unseren Leitlinien fest und werden den kontinuierlichen Verbesse- rungsprozess weiterführen.
Vision
Was wir tun, zeigt Wirkung. Es wirkt weiter. Wir bleiben mit unseren Bemühungen nicht allein. Aus verantwortlichem Handeln entsteht Lust am Einklang mit der Schöpfung.
Stand November 2013