Regenwassermanagement – was ist denn das schon wieder?
Mit Extremwetterlagen als Folge der Erderwärmung werden auch wir in den gemäßigten Klimazonen immer häufiger
konfrontiert. So gilt es, vor allem in den Städten, den Umgang mit dem mal sehr knappen, dann wieder als
Starkregen die Abflusssysteme überlastenden Regenwasser zu überdenken. Als große Errungenschaften des ausgehenden 19. Jahrhunderts verfügen wir hier sowohl über ein Entwässerungsmanagement für häusliches Abwasser und Regenwasser einschließlich Leitungsnetze und – zunächst Rieselfelder – nunmehr Klärwerke. Unser Frischwasser kommt sauber aus dem Wasserhahn der Wasserleitung, die Wasserwerke produzieren es hier in Berlin aus dem vermeintlich unerschöpflichen Grundwasser. Wir haben uns so daran gewöhnt, das wir über die Verwendung gar nicht mehr nachdenken.
Aber: Bei großen Regenmengen, die in kurzer Zeit vom Himmel fallen, sind auch die Reinigungsanlagen überfordert und das Wasser gelangt teilweise ungereinigt in die Flüsse, mit Folgen für Fische, aber auch für uns, die wir vielleicht in der Havel baden wollen. Und unser ungebremster Wasser- verbrauch benötigt immer mehr Grundwasser, auch diese Ressource ist nicht unerschöpflich, jedenfalls nicht, wenn nicht mehr genügend Regen über längere Zeit herunter kommt.
Hier kommt die Idee des Regenwassermanagements ins Spiel: Dort wo der Regen ankommt, sollte er direkt genutzt oder dem Grundwasser zugeführt werden. So kann man einerseits die Menge ungereinigt in die Flüsse gelangten Regenwassers verringern, andererseits auch das notwendige Grundwasser anreichern. Natürlich kann jeder nur einen kleinen Teil dazu beitragen, aber wenn es alle machen würden, wäre es durchaus eine Verringerung der derzeitigen Probleme – jeder stete Tropfen höhlt den Stein.
Was bedeutet das für uns? Die Umweltgruppe wird sich Gedanken machen, ob unsere Kirchengemeinde hier auch einen Beitrag leisten kann. Das Regenwasser, das bei uns auf fast 1.000 m2 fällt, wird derzeit in Regen- wasserkanäle der Entwässerungswerke geleitet. Diese Dienstleistung kostet uns jährlich knapp 2.000 €. Kann es uns gelingen, die pro Jahr anfallenden etwa 500 m3 Regenwasser selbst zu nutzen oder auf unserem Grundstück dem Grundwasser direkt zuzuführen?
Der Berliner Senat hat gemeinsam mit den Berliner Wasserbetrieben eine „Regenwasseragentur“ gegründet, hier findet man eine Reihe von
Informationen zu diesem Thema: www.regenwasseragentur.berlin
In einem ersten Gespräch mit einem Mitarbeiter dieser Regenwasseragentur
haben wir die grundsätzlichen Möglichkeiten erfahren:
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Versickerung:
Idee: Regenwasser wird vor Ort dem Grundwasser zugeführt. Möglich ist dies für die Dachentwässerung durch offene Mulden oder durch Rigolen, also unterirdisch angebrachte Versickerungsbereiche. Unser Kirchengrundstück liegt außerhalb des Grundwasserschutzbereiches in einer Region mit Verschiebelehm im Untergrund. Die Versickerung des Regenwassers auf dem Parkplatz könnte durch Rasengittersteine (z.B. 15 x 15 cm mit 4 cm Fugenbreite) gestaltet werden. Für die Versickerung des Regenwassers vom Dach wird auf Grund von Tests in der Nachbarschaft eine notwendige Versickerungsfläche von 1:5 geschätzt, d.h. für 100 m2 zu entwässernde Fläche werden 20 m2 Versickerungsfläche benötigt. Im Bereich von Gartenflächen wären offene Mulden denkbar, im Bereich des Kitagartens sicherlich nur abgedeckte Mulden. -
Verdunstung auf dem begrünten Dach:
Idee: Regenwasser verdunstet auf dem begrünten Dach, das ist gleichzeitig ein Beitrag zur Kühlung des Stadtklimas, es gibt einen Notüberlauf, so dass bei extremen Regenfällen Regenwasser weiterhin abgeleitet wird. Die Statik des Daches muss beachtet werden. -
Regenwasser für Toilettenspülung und Waschmaschinen:
Idee: Das Regenwasser wird gesammelt und z.B. für die Toilettenspülung (Kita) genutzt. Dies erfordert ein zusätzliches Leitungsnetz im Gebäude sowie zusätzliche Wasserzähler, da für das genutzte Regenwasser Entgelt für die Entwässerung zu zahlen ist.Welche von den möglichen Maßnahmen sinnvoll zu realisieren sind - dazu werden wir uns mit der Regenwasseragentur und der Gemeindeleitung ausführlich beraten.
Und für unsere Haus- und Gartenbesitzer in der Gemeinde: Leiten Sie Ihr Regenwasser in die Kanalanlagen? Vielleicht können Sie ja die eine oder andere Idee in Ihrem Garten verwirklichen.
Für das Umweltteam: Hubert Busch, Margrit Schmidt
Der Grüne Hahn - Was haben wir im Jahr 2021 erreicht?
Auch das Jahr 2021 war wegen der Covid-19-Pandemie wiederum ein außergewöhnliches Jahr, auch für uns im Umweltteam „Grüner Hahn“. Nur die Hälfte der Treffen konnten wir „im Angesicht“ abhalten, für die übrigen mussten wir auf Videokonferenzen ausweichen. Auch einige Themen konnten wir nicht bearbeiten, da die Kirchenräume nur eingeschränkt zugänglich waren und viele Gemeindegruppen inaktiv waren. Wir haben weiterhin, gemeinsam mit dem Kirchwart, die Messungen der einzelnen Zähler für Wärme und Strom durchgeführt.
Heizungsanlage:
Die neue Heizungsanlage wurde im September 2017 in Betrieb genommen, seitdem wird zum Betrieb das umweltfreundlichere Erdgas anstelle Erdöl verwendet. Witterungsbereinigt wurden im Jahr 2021 257,76 MWh Wärme für die gesamte Gemeinde einschließlich Kita abgenommen, dies sind (witterungsbereinigt) 12 % mehr als im Jahr 2020. Hier machte sich bemerkbar, dass wieder mehr Veranstaltungen in den Räumen stattfinden konnten, allerdings mit erhöhten Lüftungsanforderungen speziell für die Kirche, dadurch war auch eine höhere Heizleistung erforderlich. Im Jahr 2021 produzierten wir für die Erzeugung der Wärme trotz des höheren Erdgasverbrauches mit 55,8 t CO2 etwa eben soviel wie im Vorjahr, da wir Erdgas mit einem Anteil von 10 % Biogas bezogen.
Interessant ist die Einsparung durch den Einsatz der Wärmepumpe: Würden wir die benötigte Wärmemenge nur mit dem Gaskessel produzieren, würden wir dafür zusätzlich ca. 60 MWh Erdgas zu Kosten von etwa 3.000 € benötigen und die zusätzliche CO2-Emission läge bei 13 t.
Stromverbrauch:
Der Stromverbrauch ist in der Gemeinde gegenüber dem Vorjahr nicht verändert. In der Kita ist der Stromverbrauch gering um 2,4 % gegenüber dem Verbrauch im Vorjahr gesunken.
Photovoltaikanlage:
Unsere PV-Anlage lieferte 2021 mit 2.219 kWh nur etwa halb soviel Strom wie im Vorjahr, da bereits im Juni die Arbeiten zur Umrüstung auf Eigenverbrauch (vgl. "Die Sonne lässt jetzt unsere Glocken läuten" im Kirchenzettel Jul.-Sep. 21) begannen und damit die Anlage außer Betrieb genommen wurde. Nach langer Wartezeit, verursacht durch die Verschleppung des Einbaus eines neuen Stromzählers, wurde erst Ende November die Anlage wieder in Betrieb genommen. Selbst bei dem trüben Wetter im Dezember und Januar konnte unsere Anlage bereits 123 kWh erzeugen, von denen unsere Gemeinde 117 kWh selbst verbrauchte, die wir daher nicht zukaufen mussten.
Unsere CO2-Bilanz:
Im Jahr 2021 konnten wir unserer CO2-Emission durch Strom- und Wärmeverbrauch nicht weiter reduzieren. Die eigentlich höhere
Emission, verursacht durch den höheren Wärmebedarf, wurde kompensiert durch den Bezug von Erdgas mit einem Bio-Anteil von 10%:
Weitere Aktionen:
Den Austausch von stromfressenden Leuchtstoffröhren und sogar Strahlern durch LEDs werden wir fortsetzen, allerdings sind dies Arbeiten, die von einem ausgewiesenen Elektriker durchgeführt werden müssen. Bei Räumen, die grundrenoviert werden, kommen ausschließlich geeignete LED-Konzepte zum Einsatz. Des weiteren haben wir geprüft, ob die vielen kleinen Kartons, die uns von der
Umweltdruckerei für die Verteilung der Kirchenzettel zugestellt werden, aus Gründen der Materialersparnis gefaltet zur weiteren Verwendung wieder zurück geschickt werden können. Dies wurde wegen der automatischen Verpackung verneint. Wer solche Kartons verwenden kann, melde sich bitte. Wir wissen ja längst, dass die technischen Maßnahmen beim Klimaschutz immer nur ein Teil der Lösung sein können. Ein nicht unerheblicher anderer ist, ob wir es schaffen, in unserem täglichen Leben aus dem Jagen nach "immer mehr" Genuss aus zu steigen und Genügsamkeit als Gewinn an Zufriedenheit und Gelassenheit entdecken. Dem Ungenügenheitsdruck Dankbarkeit entgegensetzen für das geschenkte Leben, nach dem Motto der Fastenaktionen für Klimaschutz und Klimagerechtigkeit: "Soviel du brauchst" - dieser Aufgabe müssen wir uns stellen auf dem Weg zum notwendigen tiefgreifenden Wandel.
Für das Umweltteam: Hubert Busch, Margrit Schmidt
Die Umweltleitlinien
Der Gemeindekirchenrat der Evangelischen Kirchengemeinde Berlin-Neu-Buckow verabschiedete am 16.05.2011 folgende Umweltleitlinien:
Präambel
Der biblische Auftrag, die Erde zu bebauen und zu bewahren (1.Mose 2,15) ruft uns in eine Grundhaltung des Respekts vor der Schöpfung und zum verantwortlichen Handeln.
Das Gebot der Nächstenliebe (Mk.12, 31) schließt auch die Sorge für eine lebensfreundliche Umwelt für den Nächsten ein – auch in Bezug auf Menschen in anderen Teilen der Erde und in Bezug auf künftige Generationen.
Angesichts der durch Menschen verursachten voranschreitenden Bedrohung und Zerstörung der Umwelt sehen wir uns dringlich zum Reden und Handeln herausgefordert.
Kirchengemeinde als Chance
Unsere Kirche, unser Gemeindehaus, unsere Kindertagestätten, das ganze Grundstück auch mit seinen freien Flächen sind Lebensräume, für die wir als Gemeinde unmittelbar verantwortlich sind und in denen wir Entscheidungs- und Gestaltungsmöglichkeiten haben.
In der Gemeinde können wir exemplarisch so handeln, dass davon Impulse ausgehen in die unmittelbare kommunale Umgebung, in die Öffentlichkeit und in den eigenen privaten Bereich. So werden Menschen sensibilisiert, den eigenen Lebensstil zu überdenken, und entdecken die Chancen einer nachhaltigen Lebensweise.
Ressourcen schonen
Wir verschaffen uns Klarheit über den Umfang unseres Verbrauchs und suchen nach Möglichkeiten, Energie, Wasser und andere Ressourcen im Gemeindealltag einzusparen.
Bei der Wahl der Bezugsquellen berücksichtigen wir Kriterien der Umweltverträglichkeit. Vorhandene Technik wird überprüft und gegebenenfalls durch energieeffizientere ersetzt.
Die durch unsere Mobilität bedingten Umweltbelastungen werden auf ein Mindestmaß reduziert.
Lebensmittel und Verbrauchsmittel
Der Einkauf der Lebensmittel geschieht nach ökologischen und sozialgerechten Gesichtspunkten (fair trade). Wir bevorzugen regional-saisonale Lebensmittel aus biologischem Anbau.
Verbrauchsmaterial wird sparsam verwendet und nach Möglichkeit in den Materialkreislauf zurückgeführt. Beim Einkauf wird recyceltes Material bevorzugt.
Wir bemühen uns um Müllvermeidung und Mülltrennung.
Gebäude und Instandhaltung
Bei Reinigung und Renovierung achten wir auf Verwendung umweltfreundlicher Materialien. Bauliche Veränderungen finden unter Beachtung der energetischen Zusammenhänge statt.
Die zu verwendenden Baustoffe werden nach ökologischen Kriterien ausgewählt. Bei der Auftragsvergabe an Firmen wird nach einem EMAS-Zertifikat gefragt.
Lebensraum für Pflanzen und Tiere
Das gesamte Grundstück der Kirchengemeinde auch mit seinen Freiflächen ist Lebensraum für verschiedene Pflanzen- und Tierarten. Wir fördern und erhalten eine ortsentsprechende Artenvielfalt.
Verkündigung, Bildung, Information
In unserer Gemeinde feiern wir die Freude und die Dankbarkeit über das Geschenk des Lebens in einer lebensfreundlichen Umwelt.
In Gottesdiensten, in Gemeindekreisen und Gruppen, im Unterricht, im Gemeindekirchenrat, in der Mitarbeiterversammlung und auf Gemeindeversammlungen wird das Anliegen der „Bewahrung der Schöpfung“ thematisiert.
Über den Stand der Umsetzung unserer Ziele wird regelmäßig informiert.
In unseren Kindertagesstätten ist die „Bewahrung der Schöpfung“ Thema in der Arbeit mit Kindern und Eltern. Die pädagogische Vorbildwirkung prägt den Kita-Alltag.
Wir suchen die Diskussion und den Erfahrungsaustausch innerhalb der Gemeinde und darüber hinaus.
Verbindlichkeit
Wir belegen unsere Verbrauchszahlen ab 2005 fortlaufend und dokumentieren unsere einzelnen Schritte.
Wir verpflichten uns, die Umweltgesetze einzuhalten. Wir streben das Umweltzertifikat „Grüner Hahn“ an und lassen uns von einem externen Gutachter überprüfen.
Auch über die Zertifizierung hinaus halten wir an unseren Leitlinien fest und werden den kontinuierlichen Verbesse- rungsprozess weiterführen.
Vision
Was wir tun, zeigt Wirkung. Es wirkt weiter. Wir bleiben mit unseren Bemühungen nicht allein. Aus verantwortlichem Handeln entsteht Lust am Einklang mit der Schöpfung.
Stand November 2013